Climeworks: Die Zürcher Idee, die CO₂ aus der Luft holt
von
Uschi Bornemann
30. April 2025
Heida Helgadottir/Bloomberg via Getty Images
Inhaltsverzeichnis:
Heida Helgadottir/Bloomberg via Getty Images
Climeworks ist eines der spannendsten Klimaschutzunternehmen Europas.Gegründet von zwei Ingenieuren mit einer simplen, aber radikalen Idee: CO₂ direkt aus der Luft filtern.Heute steht das Unternehmen an der Spitze einer Branche, die unsere Zukunft mitgestalten könnte.
Eine Studentenidee mit Sprengkraft
Christoph Gebald und Jan Wurzbacher treffen sich im Maschinenbaustudium an der ETH Zürich. Sie teilen eine Vision: Die Welt braucht nicht nur weniger CO₂-Emissionen, sondern auch Wege, bereits ausgestoßenes CO₂ wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. 2009 gründen sie ein Start-up – mit kleinem Budget, aber großer Ambition.
Was damals als Nischenidee galt, ist heute ein wachsender Wirtschaftszweig. Ihr Ansatz: Direct Air Capture – CO₂ direkt aus der Umgebungsluft abscheiden. Für viele war das damals Science-Fiction. Für die beiden Gründer war es eine Notwendigkeit.
„Orca“ macht den Anfang bei Climeworks
2017 wird eine erste Anlage in der Schweiz realisiert, klein, aber funktional. Wenig später folgt „Orca“ in Island – die erste große kommerzielle Anlage dieser Art. Sie entzieht der Luft bis zu 4.000 Tonnen CO₂ pro Jahr.
Ein entscheidender Faktor für den Standort Island war die Energieversorgung. Das Land zählt zu den wenigen weltweit, deren Strommix fast vollständig aus erneuerbaren Quellen stammt. Das macht den Betrieb der Anlage nicht nur effizient, sondern auch emissionsfrei.
Die folgende Statistik zeigt den Anteil erneuerbarer Energien in Island in den letzten zehn Jahren und erklärt, warum dieser Standort für Climeworks strategisch sinnvoll ist:
Mammoth – größer denken, weiter gehen
Im Frühjahr 2024 folgt der nächste Schritt: „Mammoth“. Die neue Anlage, ebenfalls in Island, ist zehnmal größer als „Orca“ und soll jährlich 36.000 Tonnen CO₂ aus der Luft filtern. Die Technik ist weiterentwickelt, die Filter effizienter, der Betrieb stabiler.
Das Unternehmen strebt an, bis 2030 eine Megatonne CO₂ jährlich zu entfernen. Bis 2050 sollen es sogar eine Gigatonne sein. Die Skalierung erfolgt nicht nur technisch – sondern auch geografisch: Neue Standorte sind in Planung, unter anderem in den USA.
Climeworks Partnerschaften mit großer Strahlkraft
Was Climeworks besonders macht, ist auch das Vertrauen großer Player. Unternehmen wie Microsoft, Shopify oder Morgan Stanley haben langfristige Verträge zur CO₂-Entfernung unterzeichnet. Sie sichern sich Emissionsgutschriften – und unterstützen die Skalierung.
Doch wie groß ist das Problem eigentlich? Ein Blick auf die Verteilung der CO₂-Emissionen weltweit zeigt, wo die Hauptverursacher liegen. Energieerzeugung, Transport und Industrie gehören zu den größten Quellen – und genau dort setzt Climeworks an. Die folgende Statistik visualisiert die Anteile der wichtigsten Emissionssektoren weltweit.
Der Preis der Technologie
Eine Herausforderung bleibt: der Preis. Aktuell kostet die Entfernung einer Tonne CO₂ rund 600 bis 1.000 US-Dollar. Zielmarke bis 2030: unter 500 Dollar. Bis 2040: unter 300 Dollar. Das gelingt nur durch Massenproduktion, Prozessautomatisierung und optimierte Logistik.
Co-CEO Jan Wurzbacher bringt es auf den Punkt: „Wir müssen Märkte und Technologie gleichzeitig skalieren – und das schnell.“ Der Druck steigt. Denn jeder Rückschritt ist Zeitverlust – und der Markt wartet nicht.
Heida Helgadottir/Bloomberg via Getty Images
Warum Climeworks nicht auf Hoffnung setzt
Klimaschutz wird oft emotional verhandelt. Climeworks hingegen bleibt nüchtern. Keine Versprechen, keine Symbolpolitik. Stattdessen: messbare Wirkung, transparente Zahlen, langfristige Verträge.
Die Bedeutung solcher Technologien wird noch deutlicher, wenn man auf die weltweiten Hauptemittenten blickt. Die folgende Grafik zeigt die Länder mit dem größten Anteil am globalen CO₂-Ausstoß – ein sinnvoller Vergleich, um Climeworks’ Wirkung einzuordnen. China ist mit 31,5 % trauriger Spitzenreiter.
Schweizer Ingenieurskunst auf globalem Kurs
Aus einem kleinen ETH-Projekt wurde ein internationales Unternehmen mit realer Klimawirkung. Climeworks zeigt, was passiert, wenn Technik, Wissenschaft und Unternehmergeist zusammenkommen.
Die Gründer sind keine PR-Figuren, sondern Überzeugungstäter. Ihr Produkt ist kein Trend, sondern Teil einer neuen industriellen Realität. Ihre Geschichte beweist: Gute Ideen brauchen Geduld – und die Bereitschaft, groß zu denken, wenn andere noch zögern.
Ihr erfolgreiches Unternehmen darf nicht auf Erfolg.com fehlen?
Klicken Sie auf den Button und lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir auch Ihr Unternehmen portraitieren können!
Ambit zeigt, wie digitale Transformation im Mittelstand funktioniert – praxisnah, branchenspezifisch und zukunftsorientiert. Das Schweizer Unternehmen liefert Antworten auf Fragen, die viele gerade umtreiben: Wie wird aus Digitalisierung ein echter...
Helsing liefert keine Ideen – sondern einsatzbereite Systeme. In der Ukraine kommen bereits Aufklärungsdrohnen zum Einsatz, die mit Helsing-Software ausgestattet sind. Diese Drohnen fliegen automatisiert, erkennen Störquellen in Echtzeit und...