Hanwag ist ein bayerisches Unternehmen, das im Jahr 1921 von Hans Wagner ins Leben gerufen wurde und sich auf die Produktion von Schuhen für Wanderungen und Bergaktivitäten spezialisiert hat. Mit internationalem Erfolg.
Ein bayerisches Traditionsunternehmen
Hans Wagner, der Gründer von Hanwag (Abkürzung für Hans Wagner) entstammte einer traditionsreichen Schuhmacherfamilie in Jetzendorf. Schon sein Vater und seine Brüder Adolf und Lorenz, die später die Firmen Hochland bzw. Lowa gründeten, waren in der Schuhherstellung tätig. In München erlernte Hans Wagner das Zwienähen, eine damals innovative Technik zur Verbindung von Schaft und Boden für ein robustes Schuhwerk. Im Jahr 1921 machte er sich selbstständig und ließ sich in Vierkirchen nieder, wo er seine zwiegenähten Haferlschuhe produzierte. Ab den mittleren 1920er-Jahren begann er zusätzlich, neben Haferl- und Bergschuhen, auch Skistiefel herzustellen. Da Skifahren und Bergsteigen in dieser Zeit sehr populär waren, konnte das Unternehmen trotz Rezession und Weltwirtschaftskrise erfolgreich expandieren.
Skistiefel für die Olympischen Winterspiele
Im Jahr 1936 lieferte Hans Wagner die ersten Skistiefel für die Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen, damals noch aus Leder. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Fabrik geplündert, die Produktion konnte aber recht bald wieder aufgenommen werden.
In den 1960er Jahren begann Hans Wagner, das Unternehmen allmählich an seinen Neffen Josef Wagner zu übergeben. Dieser war seit seiner Ausbildung zum Schuster bei Hanwag tätig und arbeitete insgesamt über 70 Jahre, davon von 1972 bis 2004 in leitender Position, im Unternehmen. Geplant war eigentlich, das Unternehmen der jüngeren Tochter Annemarie zu überschreiben. Sie erkrankte jedoch im Jahr 2003 an Krebs und verstarb.
Den Umständen zur Folge musste die Leitung von Hanwag also in fremde Hände übergehen. Hans Wagners Bedingungen für den Verkauf waren der Erhalt des Produktionsstandorts, der Arbeitsplätze und des Firmennamens Hanwag. Schließlich entschied sich Wagner für die Übernahme durch das schwedische Unternehmen Fenix Outdoor AB.
Traditionelle Fertigungsmethoden treffen auf Innovationsgeist
Hanwag setzt auch heute noch auf eine traditionelle Fertigungsmethode, bei der ein Großteil der Schuhe im sogenannten „Zwickverfahren“ hergestellt wird. Dabei wird das Leder über das Schuhoberteil gezogen, an die Innensohle angebracht und dort verklebt. Erst danach erfolgt die Befestigung der Sohle. Aufgrund dieser Methode sind alle Hanwag-Schuhe neu besohlbar.
Das bayerische Unternehmen setzt bewusst auf Tradition, scheut aber auch zahlreiche Innovationen im Bereich Ski- und Kletterstiefel nicht. Das hat dazu beigetragen, sich erfolgreich auf dem Markt zu positionieren. In den 1970er Jahren brachte Hanwag beispielsweise den ersten speziellen Skitourenschuh namens „Haute Route“ auf den Markt. In Zusammenarbeit mit dem Sportkletterer Sepp Gschwendtner entstanden zudem spezielle Kletterschuhe mit weichen Reibungsklettersohlen. Darüber hinaus bietet Hanwag eigene Schuhe für Gleitschirmflieger an. Eine weitere Innovation ist die Ice-Grip-Sohle, die mit kleinen Glaspartikeln versehen ist und somit auf rutschigen Oberflächen eine griffige Wirkung ähnlich wie Schleifpapier hat.
Weltweite Absätze
Hanwag ist weltweit mit seinen klassischen Trekkingschuhen sowie Alpin- und Bergstiefeln vertreten. Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz sind England und die Niederlande Hauptabnehmerländer. Die Produktion erfolgt ausschließlich in Europa. Die anspruchsvollsten Modelle werden weiterhin in Vierkirchen hergestellt, zusätzlich gibt es eine weitere Produktionsstätte in Kroatien sowie eine Schaftnäherei in Ungarn.
Im Unterschied zu großen Sportkonzernen wie Adidas und Puma hat Hanwag in den 1980er-Jahren nicht die Produktion nach Asien verlagert, sondern ist in Deutschland und Europa geblieben. Die hauptsächlichen Wettbewerber im Inland sind die bayerischen Anbieter Lowa und Meindl. Auf europäischer Ebene zählen Scarpa und La Sportiva aus Italien zu den wohl bekanntesten Konkurrenten.
Marketing-Coup mit „Rotpunkt“
Die erfolgreiche Präsenz von Hanwag in Großstädten sei laut Athit Kotsombat, dem Gründer der Marketingagentur Akkrvat in München, kein Zufall. Das Label zeichne sich durch eine enge Verknüpfung von Funktion und Mode aus, was eine faszinierende Kombination für Lifestyle-Konsumenten darstelle, die zunehmend Interesse an originellen Produkten zeigen.
Monate hinweg hatte Kotsombat versucht, Thomas Gröger davon zu überzeugen, Hanwag auf die internationalen Laufstege zu bringen. Mehrmals vergebens. Bis Gröger Martin Nordin, Chef und Großaktionär der Fenix-Gruppe, die Eigentümerin von Hanwag ist, mit dem Vorschlag konfrontierte. Dieser zeigte sich überaus begeistert und ermutigte Gröger dazu, den Schritt auf den Catwalk zu wagen. Es folgte der große Marketing-Coup.
Grögers Team limitierte den beliebten Kletterschuh „Rotpunkt“ aus den 1980er-Jahren und überarbeitete das Modell. Die Neuauflage begeisterte im Frühjahr 2023 erstmals Besucher der Fashion-Show in Paris. In der Stadt der Liebe und Mode mietete Akkvrat ein kleines Ladenlokal in der Millionenstadt, das sich rasch zu einem Geheimtipp entwickelte. Händler aus Japan und den USA strömten in das Geschäft, um die raren Modelle zu ergattern.
Im Sommer des Vorjahres reiste Gröger erneut mit seinem Team nach Paris, diesmal in eine größere Location, die ebenfalls wieder von Akkvrat organisiert wurde. Eine kluge Entscheidung, da Modebegeisterte einmal mehr Schlange standen, um die überarbeitete Version des „Rotpunktes“ und die robusten, steigeisenfesten Stiefel von Hanwag zu bewundern.
Im kommenden Sommer wird sich Hanwag erneut auf der Fashion Show in Paris präsentieren, diesmal mit einer Party, zu der mehrere Hundert Gäste erwartet werden. „Wir möchten uns noch einmal deutlich größer präsentieren“, sagt Gröger. Angesichts der Olympischen Spiele steht Paris im Jahr 2024 zudem besonders im Fokus.
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