Lufthansa hat im Juli 2024 offiziell 41 % der Anteile an ITA Airways übernommen, nachdem eine Einigung mit der italienischen Regierung erzielt und die Genehmigung der EU-Kommission erteilt wurde. Diese Übernahme birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen, insbesondere angesichts der strengen Auflagen der EU-Kommission und der bevorstehenden Integration der Airline in die Lufthansa-Gruppe.
Ein lang erwarteter Meilenstein: Lufthansa erreicht ihr Ziel
Nach jahrelangen Verhandlungen und strategischen Überlegungen hat das Luftfahrtunternehmen im Juli 2024 endlich den lang ersehnten Einstieg bei ITA Airways abgeschlossen. Der Deal, der bereits im Mai 2023 vereinbart wurde, markiert einen bedeutenden Schritt für die deutsche Fluggesellschaft. Lufthansa übernahm 41 % der Anteile an ITA Airways für 325 Millionen Euro, was durch eine Kapitalerhöhung finanziert wurde. Der italienische Staat bleibt zunächst Minderheitsaktionär, wird aber möglicherweise in den kommenden Jahren seine restlichen Anteile verkaufen.
Der Umsatz in den Jahren 2005 bis 2023 hat sich, abgesehen von den Pandemie-Jahren, sehr gut entwickelt. Im Jahr 2023 konnte die Lufthansa Group einen Umsatz von 35,4 Milliarden Euro erzielen.
Warum ITA Airways?
Italien ist für Lufthansa von zentraler Bedeutung, da es nach Deutschland der zweitgrößte Markt in Europa ist. Mit der Übernahme von ITA Airways sichert sich Lufthansa eine starke Position in Südeuropa. Der Flughafen Rom-Fiumicino soll zu einem bedeutenden Drehkreuz ausgebaut werden. Von dort aus plant Lufthansa, ihre Flüge in die südliche Hemisphäre auszuweiten. Diese strategische Erweiterung könnte Lufthansa helfen, ihre geografische Reichweite zu diversifizieren. Gleichzeitig würde sie weniger abhängig von den traditionellen Märkten in der nördlichen Hemisphäre sein.
Herausforderungen für Lufthansa durch strenge Auflagen der EU-Kommission
Der Weg zur Übernahme war jedoch nicht einfach. Die EU-Kommission genehmigte die Übernahme erst nach intensiven Verhandlungen. Sie stellte jedoch die Bedingung, dass Lufthansa und ITA Airways bestimmte Zugeständnisse machen.
Dazu gehören die Abgabe von Start- und Landerechten in Mailand sowie die Verpflichtung, Wettbewerbern den Zugang zu ihren Streckennetzen zu ermöglichen. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass der Wettbewerb auf dem europäischen Flugmarkt nicht beeinträchtigt wird. Lufthansa plant, ITA schnellstmöglich in die Gruppe zu integrieren, wobei ITA ihre eigene Marke beibehalten wird.
Ein schrittweises Vorgehen: Der Weg zur Komplettübernahme
Die Übernahme von ITA Airways erfolgt in mehreren Phasen. Lufthansa übernimmt zunächst 41 % der Anteile und plant, die restlichen Anteile schrittweise bis 2025 zu erwerben, vorausgesetzt, ITA erreicht bis dahin die Gewinnzone.
Dieses schrittweise Vorgehen minimiert das Risiko für Lufthansa, da potenzielle finanzielle Belastungen und Altlasten aus der Insolvenz von Alitalia, der Vorgängergesellschaft von ITA, vermieden werden können. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich ITA unter dem Dach der Lufthansa-Gruppe entwickelt. Auch ist unklar, ob die Airline die erwarteten Synergien realisieren kann.
Auswirkungen auf Passagiere und den Markt durch Lufthansa-Übernahme
Für Passagiere könnte die Übernahme sowohl Vor- als auch Nachteile bringen. Das Streckennetz zwischen Deutschland und Italien dürfte deutlich erweitert werden, was mehr Direktverbindungen und möglicherweise niedrigere Preise bedeutet.
Die strengen Auflagen der EU-Kommission könnten den Integrationsprozess verlangsamen und für einige Zeit Unsicherheiten schaffen. Besonders die Mitgliedschaft von ITA in der Star Alliance ist davon betroffen. Derzeit gehört ITA noch dem rivalisierenden SkyTeam an, wodurch Vielflieger nicht von den Vorteilen der Lufthansa-Partnerschaften profitieren können.
Integration: Eine große Herausforderung für Lufthansa
Die Integration von ITA Airways in die Lufthansa-Gruppe wird eine erhebliche Herausforderung darstellen. ITA mag zwar eine kleinere Airline sein, doch die Komplexität der Lufthansa-Gruppe mit ihren zahlreichen Tochtergesellschaften und Drehkreuzen könnte die Aufgabe erschweren.
Frühere Erfahrungen mit der Integration von Airlines wie Swiss und Brussels Airlines zeigen, dass solche Prozesse oft länger dauern und komplizierter sind, als ursprünglich erwartet. Es bleibt abzuwarten, ob das Luftfahrtunternehmen die Integration von ITA erfolgreich abschließen und die erwarteten Synergien realisieren kann.
Skepsis bei Investoren
Nicht alle sind von der Übernahme überzeugt. Viele Investoren stehen dem Deal skeptisch gegenüber und bezweifeln, dass die defizitäre ITA Airways einen positiven Beitrag leisten wird. Lufthansa muss es also gelingen, ITA erfolgreich zu integrieren und in die Gewinnzone zu führen.
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